Aktuelle Gedanken

Wenn das Wagnis misslingt

Seit mehr als zwanzig Jahren beseelt mich der Gedanke, andere mit der ermutigenden Sinnlehre von Viktor Frankl zu inspirieren. Das Ermutigende war und ist für mich das Realitätsbewusstsein, welches Viktor Frankl dem Verwirklichen von Sinn an die Seite stellt.


Im Juni 2005 hatte ich die Idee, eine Tagung zum 100. Geburtstag von Viktor Frankl zu veranstalten. Zum Thema: „Dem Sinn Leben geben“ teilten Gerald Hüther, Erika Pluhar, Clemens Sedmak und einige andere ihre Ideen mit vielen Interessierten. Seither freuten sich mit mir viele über gelungene Tagungen. Die Begegnung mit interessierten Menschen war schön und der gemeinsame Austausch ermutigend. Nach der Tagung im Herbst 2023 habe ich mit der Planung für die heurige Tagung „Beleben wir unseren Gemeinsinn“ begonnen. Im krassen Unterschied zu den bisherigen Erfahrungen kamen wenige Anmeldungen und aus Vernunftgründen habe ich die heurige Tagung abgesagt.

Trotz aller Veränderungen in unserem Land, in dem der Rechtsruck erschreckend ist, brauchen wir zuversichtliche Ideen UND ein Realitätsbewusstsein. Der Weitblick schenkt einen Perspektivenwechsel. Also anstelle die eigene Befindlichkeit in den Mittelpunkt des Lebens zu stellen, sind Werte gefragt, die der Menschlichkeit dienen: Verständnis, Mitgefühl, Toleranz, Liebesfähigkeit, Respekt und vieles mehr.

Ja, ich bedaure die Absage der Tagung sehr und bin froh um die Erkenntnis von Viktor Frankl, dass Sinn immer eine Möglichkeit vor dem Hintergrund der Wirklichkeit ist. Zur Wirklichkeit zählen die Tatsachen, die ich nicht mit einem billigen Trotzdem verändern kann.





Vielleicht war das Thema „Beleben wir unseren Gemeinsinn“ zu weit weg von jener persönlichen Befindlichkeit, die heute so beliebt ist. Vielleicht hätte ich mehr Geduld gebraucht, da die Kurzfristigkeit der Anmeldungen enorm steigt. Vielleicht, vielleicht . . . es ist sinnlos Gründe zu suchen und erneut finde ich in der Sinnlehre von Viktor Frankl Nahrung für mein Realitätsbewusstsein und meinen Umgang mit Begrenztheit.

Im Dom zu Worms am Rhein hat sich der Dombaumeister im 12. Jahrhundert selbst eine Skulptur geschaffen: „Dombaumeister mit Affe – Warnung vor Größenwahn“. Dieses Bild öffnet mir die Tür zum Humor und ich beantworte diese Lebensfrage lachend mit Zuversicht.





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