Aktuelle Gedanken

9. November 1989

Das Foto zeigt den Innenraum der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin.



Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 war für mich, das bedeutendste Ereignis der Geschichte in meinem Leben. Geschichte hat mich immer interessiert, besonders jene des 20. Jahrhunderts. Ich staune noch immer über diesen nicht erwartbaren Glücksmoment: Ein Wendepunkt europäischer Geschichte, ohne dass ein Schuss fällt – wo und wann hat es das schon gegeben?

Nun erlebe ich und viele andere eine Zeit, in der manche lieber Mauern bauen möchten. Der Begriff Brandmauer wird in Gesprächen verwendet. Ursprünglich stammt der Begriff aus der Baubranche: Eine Brandmauer soll Gebäudeteile schützen, ein Feuer daran zu hindern sich auszubreiten.

In der Politik bedeutet eine Brandmauer, dass eine Partei oder eine politische Gruppe bewusst eine Grenze zieht, um sich von radikalen oder destruktiven Ideen oder Bewegungen zu distanzieren. In diesem Kontext ist die Brandmauer ein Standpunkt, der nicht überschritten werden soll, um humane Werte und demokratische Grundsätze zu schützen.


Es gibt Diskriminierung in unserem Land, Krieg in der Ukraine, Krieg im Nahen Osten, Menschen verhungern in Afrika, Intellektuelle gehen in Russland ins Gefängnis, Unsummen für die Rüstung werden überall ausgegeben. Es sind verschiedene Übel, aber sie alle sind das Werk des Menschen. Sie sind Ausdruck der Unvollkommenheit menschlicher Gerechtigkeit, Unzulänglichkeit mitfühlender Anteilnahme und zeigen die Grenze unserer Fähigkeit auf, unser Wissen zum Wohle anderer zu verwenden.

„Jemanden verwöhnen heißt, seine Wünsche nicht beschneiden, ihm den Eindruck geben, dass er alles darf und zu nichts verpflichtet ist. Ein Mensch, der unter solchen Bedingungen aufwächst, hat seine eigenen Grenzen nicht erfahren. Weil ihm jeder Druck von außen, jeder Zusammenprall mit anderen Wesen erspart blieb, glaubt er schließlich, er sei allein auf der Welt, und lernt nicht, mit anderen zu rechnen.“
Ortega y Gasset





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